Sonntag, 6. Oktober 2013

Europa vs. Amerika. Der Vergleich.

Bild aus der Facebook-Gruppe Transport in Aktion Deutschland
Welches deutsche Gewerbe und mit dem das Personal hat wohl in den letzten Jahren mehr Einsparungen im Lohnsektor hinnehmen müssen, als das Transportgewerbe. Seit Jahren ist der Konkurrenzdruck zwischen unzähligen Frachtanbietern ins bodenlose gewachsen und ganz natürlich muss zunächst einmal der Kraftfahrer als letztes Glied in dieser Kette den kürzeren ziehen.
Deutschland war für seine große Auswahl an hochwertigen Waren schon immer weltbekannt. Das resultiert ganz klar aus den Fähigkeiten der deutschen Facharbeitskräfte, worunter sich bisher auch der deutsche Kraftfahrer zählen durfte.
Auch wenn die Qualität unserer Wirtschaft nach wie vor in Staaten wie den USA hohe Anerkennung findet, und das nicht nur bei den gern gefahrenen Automarken, sondern auch bei im Ausland arbeitenden deutschen Personal, so ist den Amerikanern scheinbar überhaupt nicht bewusst, das Deutschland zur Zeit einen schweren, nicht wiedergutzumachenden Fehler begeht.
Nach so vielen Jahren des Wirtschaftswachstums kommt nun eine absolut schmerzhafte Kehrtwende für die deutsche Wirtschaft und dessen Motor, das Personal.
Unterbezahlte gefrustete Arbeitnehmer, die nur noch Lustlos einen Job ausüben, täglich bangend wartend auf neue Hiobsbotschaften der Konzerne, ob nicht schon mit der nächsten Gehaltsabrechnung die Kündigung dabei liegt. Wohl wissend, dass billige Leiharbeiter aus Osteuropa bereits zahlreich vor der Tür stehen und nur darauf lauern irgendwo irgendwas zu Arbeiten um etwas Geld zu verdienen, gibt der deutsche bisweilen sein Bestes und kann nur hoffen, das er nicht der nächste ist, der auf der Straße steht.
Auch der deutsche Facharbeiter hat es in solchen Zeiten der Einsparungen immer schwerer sich so gut wie möglich verkaufen zu können. Im Transportgewerbe gab es seit Jahren keine Lohnerhöhungen, ganz im Gegenteil. Löhne wurden nicht bezahlt, Firmen gingen pleite, wer zu teuer war, der wurde einfach entlassen und durch billiges Personal ersetzt, allen Arbeitsschutzgesetzen zum trotz.
Aber auch die amerikanische Wirtschaft hat große Probleme und Begriffe wie Lohndumping oder Schuldenkrise sind auch in dem Land wo einst Milch und Honig floss sehr gut bekannt.
Amerika ist sicherlich weit weg und der deutsche Kraftfahrer mag schon denken, das es ihm eigentlich nichts angeht was im Amiland so abgeht. Andere wiederum schwärmen von den großen Trucks mit der langen Haube und einer Schlafkabine, die schon einem kleinen Motel ähnelt.
Andere sind wiederum völlig entsetzt von der völlig veralteten Technik der amerikanischen Trucks, die auch noch heute mit Trommelbremsen vom Herstellerband laufen.
Und speziell im Fall der LKW Hersteller ist die qualitativ gute deutsche Wertarbeit herausragend. Doch Qualität hat seinen Preis.
Europäische LKW's werden in den USA nicht angeboten. Das hat zum Ersten mit dem dortigen Inlandsmarkt zu tun, zum Zweiten spielt aber auch neben den Einfuhrzöllen der hohe Kaufpreis eine wichtige Rolle.
Während sich Hersteller wie Volvo Trucks schon früh an den amerikanischen Markt angepasst und nach den Vorgaben des Staates in den USA produzieren, wäre der Import von deutschen Lastern undenkbar. Der Umkehrschluss kommt für deutsche, allein schon wegen der minderen Qualität, aber auch wegen den enormen Einfuhrzöllen und den europäischen Längenbegrenzungen für LKW nicht in Betracht und so werden US Trucks auf deutschen Straßen wohl auch in Zukunft Mangelware bleiben.
Eines haben die Trucks auf beiden Seiten der Kontinente allerdings gemeinsam. Sie benötigen Fahrer mit entsprechend gültiger Fahrerlaubnis, medizinischer Tauglichkeitsuntersuchung und Fachkenntnissen zum gewerblichen Straßentransport um sie auf den Weg zum Kunden schicken zu können.
Die Ausbildung zum Kraftfahrer erfordert sicher auf beiden Kontinenten keine riesen Sprünge, auch wenn ein Grundwissen über die Arbeit des Berufskraftfahrers nicht in 3 Tagen erlernbar ist. Dennoch kann man es auch mit dem Training übertreiben und es besteht der ernste Verdacht, dass der Beruf des Berufskraftfahrers in Deutschland mehr den Arbeitgebern nutzt als dem Lehrling selbst.
Wissen kann man nie genug, dem alten Grundsatz stimme ich zu. Dennoch sind 3 Jahre eine lange Zeit dafür, um jungen Fahrern ein Fachwissen zu vermitteln, welches ihnen im Arbeitsleben als LKW Fahrer von Nutzen sein soll.
Trotzdem bleiben sie zunächst Anfänger in ihrem Fach, was auch der langjährige Kollege ohne Berufsausbildung sofort anhand ihrer fahrerischen Fähigkeiten sofort erkennt.
Das der amerikanische Weg einer unkomplizierten Ausbildung zum LKW Fahrer sicher nicht der Schlechteste ist, haben mir sogar schon ein paar deutsche Kollegen, die seit längerer Zeit in den USA leben, bestätigt. Demnach gibt es dort Transportunternehmer, die jungen Fahrern die Chance auf eine 2 bis 3 monatige Ausbildung bieten und sie damit zu fachgerecht in den Job integrieren. "Time is Money" oder Zeit ist Geld, so kann der junge Fahrer mit reichlich Grundwissen nach kurzer Zeit Geld verdienen.
Das deutsche Qualitätssystem hat demnach ausgehaucht. 3 Jahre einen Beruf zu erlernen, mit der Hoffnung, dann im Job übernommen zu werden, das riecht nach Betrug. Man muss sich mal vor Augen führen, wie viele Fahrer sich während dieser Prozedur zu einem monatlichen Einkommen, nach Angaben einiger Azubis, zwischen €400 und €700 je nach Lehrjahr und Fima abspeisen lassen.
Das sich das deutsche Ausbildungssystem durch sämtliche Bereiche der Wirtschaft zieht, ist sehr schlimm und meiner Meinung nach Lohndumping schlechthin, allerdings sticht es dem Fass des Transportgewerbes den Boden aus, bedenkt man, dass eine Ausbildung zum BKF zwar wegen der hohen Arbeitslosenzahlen bei Bewerbungen bevorzugt wird, theoretisch aber jeder unausgebildete LKW Fahrer einen Job antreten kann und auch darf.
Schon im Zuge der europäischen Liberalisierung des Arbeitsmarktes haben deutsche Berufskraftfahrer das Nachsehen, wollen sie sich nicht mit ihren Osteuropäischen Kollegen unter dem deutschen Preis verkaufen. Demnach scheint eine Ausbildung nach amerikanischem Prinzip nur noch ein kleines Stück weit weg von der deutschen Amerikanisierung, obwohl ich mir vielmehr Gedanken um die älteren Fahrer mache.
Ab 2014 werden sicher viele der Kollegen den Job an den Nagel hängen müssen, da sie nicht gewillt sind, für so einen schlecht bezahlten Beruf nochmal, wie von der EU vorgeschrieben, die Schulbank zu drücken um die entsprechenden 5 Module als Ziffer 95 in der Fahrerlaubnis nachtragen zu lassen. Das diese ganze Aktion auch noch viel Geld kostet, schreckt um so mehr Kollegen ab. Auch das riecht sicher nach politisch gewolltem Beschäftigungscleaning. Somit wird abermals sichergestellt, den jungen Leuten eine Chance auf einen billigeren Job zu geben.
Mit anderen Worten, ein junger BKF mit €500 netto im 3. Lehrjahr freut sich bereits auf seine Übernahme ins Berufsleben zu €1000 Bruttogehalt, während sein Kollege in Amerika bereits seit einigen Jahren für jede gefahrene Meile so zwischen 40 und 50 US. Cent verdient. Fährt er viel, verdient er entsprechend mehr Geld.
Dieses System auf Kilometerbasis wurde vor einigen Jahren in Europa verboten, angeblich mit dem Hintergrund von Sicherheitsbedenken. Gesetze zur Fahrpersonalverordnung reichen denen weder in Berlin noch in Brüssel. In Europa bedarf es demnach Verbote um geltende Gesetze besser einhaltbar zu gestalten oder wie soll man schon Monatslöhne auf ein Minimum drücken, wenn die Fahrer dann wieder das Leistungsprinzip bevorzugen würden um den Verlust des Einkommens besser auszugleichen?
Leider gibt auch ein paar Fußnoten, welche sich als topografische Unebenheiten zwischen den Kontinenten erkennbar zeigen. Zum Einen haben wir in Europa flächenmäßig viel mehr Verkehr auf den Straßen als es in den USA der Fall ist. Zum Anderen gibt es in Europa viel mehr unterschiedliche Gesetze, welche unterscheiden zwischen PKW und LKW. In den USA gelten Geschwindigkeitsbegrenzungen bis auf ganz seltene Ausnahmen für alle Verkehrsteilnehmer. Ob nun die gesetzlich geregelten Unterschiede in Europa dafür verantwortlich sind, dass die LKW's so einen schlechten Ruf haben oder ob es doch mehr an den allgemeinen Medien liegt, die das gesamte Gewerbe jeden Tag durch den Kakao ziehen, wer weis das schon so genau. Sicher ist aber, dass die LKW Fahrer unter den Verkehrsteilnehmern in Deutschland das schlechteste Image haben was erstaunlicherweise in den USA ganz anders ausschaut. Dort wissen es die Autofahrer sehr wohl zu Schätzen, dass der Trucker die Waren in die Supermärkte liefert, der Tankwagen den Sprit zu den Tankstellen, oder der Müllwagen den Abfall zur Deponie fährt, damit die Wirtschaft brummt und alle etwas davon haben.    
Aus so manchen Vergleichen haben kluge Köpfe schon viel gelernt und auch umgesetzt. Vielleicht sollten die klugen Köpfe unter den Kraftfahrern mal anfangen darüber nachzudenken, warum die amerikanischen Kollegen dazu aufgerufen haben, am 11. Oktober 2013 flächendeckend ihr Land für mehrere Tage lahmzulegen und eine Sternfahrt nach Washington zu unternehmen um ihren Unmut kund zu tun.

Der deutsche Kraftfahrer hat sicher etwas besseres verdient, als sich von der Wirtschaft zum Sklaven machen zu lassen, egal ob mit legalen Mitteln oder illegal.

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